– Franca Cerulli: Psychologie to go! –

Psychologie Buch "Psychologie to go!" von Franca Cerutti



Bücher über die menschliche Psyche sind gar nicht einfach zu lesen. Bis auf das wunderbare Buch „Das Kind in dir muss Heimat finden“ von Stefanie Stahl verstaubten daher meine wenigen Psychologie Bücher im Bücherregal. Lieber hörte ich mir den Podcast „Psychologie to go!“ an. Das gleichnamige Buch von Franca Cerutti interessierte mich. Kann Franca ihre klare und verständliche Podcastsprache auch in gedruckter Sprache rüberbringen?

Buchinhalt von „Psychologie to go“

Buchtitel: Psychologie to go
Untertitel: Wie verrückt sind wir eigentlich? Ehrliches & Überraschendes über unsere Psyche
Autor: Franca Cerulli
Genre: Psychologie, Lebenshilfe, Ratgeber,
Erscheinungsdatum: 3. April 2023
Bindung: Hardcover
Seiten: 304 Seiten
Handlichkeit: 14,5×2,80×22 cm
Lesespaß: guter Augenfreund Schriftfont, einfach gehalten mit wenig Illustrationen. Die blauen Überschriften harmonieren gut.
Verlag: Knaur Balance
ISBN-10: ‎ 3426676265
ISBN-13: 978-3426676264

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psychologie to go
Klappentext

Meine Buchrezension

Als Yogalehrer fühlt man sich manchmal auch wie ein kleiner Psychologe, insbesondere wenn Gesundheits Yoga unterrichtet wird. So manche Yogis betreten die Yogamatte nach einem schweren Arbeitsalltag gestresst und voller Anspannung. Mit yogalehrerischer Freude erkenne ich die positive Wirkung der progressiven Muskelentspannung nach Jacobson und der Atemübungen bereits nach den ersten Minuten Yogaunterricht. Yoga nicht nur für den Körper, sondern auch für den Geist und der Seele. Daher bilde ich mich auch gerne psychologisch weiter. Für mich und die anderen. Das Psychologie Buch „Psychologie to go“ soll laut Autorin ehrliches und überraschendes über unsere Psyche erzählen und uns verraten, wie verrückt wir alle sind. Du und ich. Mentale Gesundheit leicht erklärt in nur drei Kapiteln. Sie beschreibt nämlich nur die drei häufigsten psychischen Erkrankungen: Angststörungen, Depression und Sucht.

Einführung: Wie verrückt sind wir eigentlich?

Franca hält uns alle für verrückt. „Verrückt“ ist kein psychotherapeutischer Fachbegriff, er ist negativ belegt und wertend. Allerdings ist verrückt schnörkellos und bedeutet eigentlich „aus der Norm“ heraus, etwas weg vom Mittelwert. So gesehen ist verrückt gar nicht so schlimm, wir werten das Wort nur negativ. Viele Leute bezeichnen sich auch voller Stolz als verrückt. Auf mehreren Seiten erklärt Franca das Wort „verrückt“. Ihr guter Schreibsound minimieren das Einschlafrisiko.

Ab Seite 18 mit der Kapitelunterüberschrift „Dein Gehirn in a nutshell“ vergleicht Franca unser Gehirn mit den von Walen und Elefanten.
Auf Seite 22 gibt es eine kleine Schulung über unsere Nervenzellen. Deine Nervenzellen und meine Nervenzellen sind 5,8 Millionen Kilometer lang, wir könnten also 145 Mal die Erde umrunden.
Schwer erklärbar ist unser Bewusstsein ab Seite 26. Wir als Hauptfiguren in unserem eigenen Film. Wir erfahren von Franca von tollen Experimenten zu unserem Unterbewusstsein.
„Verrückt“ werden ist so ein dehnbarer Begriff. Dafür gibt es das Vulnerabilitäts-Stress-Modell, Seite 31. Die Vulnerabilität ist so etwas wie deine persönliche Achillesferse. Man kann gewisse Krankheiten erben (z.B. Bluthochdruck oder Neurodermitis) und trotzdem nie erkranken. So ist das auch mit der Psyche. Wir können die Abhängigkeit haben, an Depression oder Angststörungen zu erkranken, erkranken aber nie, weil wir uns wohlfühlen. Spannendes Kapitel.

Angstalarm

Angststörungen sind sehr häufig. Der Grund ist der, dass unser Gehirn ständig Alarm schlägt. Angst ist eine menschliche Grundemotion und man kann sie auch nicht wirklich loswerden. Manche Menschen haben weniger Angst und mache machen sich bei jeder Kleinigkeit in die Hose. Ist halt so. Angst ist für unser überleben wichtig, denn es bewahrt uns davor, dumme Dinge zu tun, die uns selbst gefährden könnten. Den Löwen im Tierpark streicheln oder nicht angeschnallt mit dem Cabrio 200 km/h zu fahren.

Die Lösung aus den Angstthemen ist es, das Gehirn sein überempfindliches Angstnetzwerk verlernen zu lassen und gezielt neue Strukturen, die auf Sicherheitserfahrung und Kompetenzerleben beruhen aufzubauen!
Franca führt uns in diesem Kapitel anhand mehrerer Beispiele vor, wie übertrieben wir manchmal Angst haben und wie wir diese Ängste besiegen. Klar, man muss sich den Ängsten stellen, erkennen, durchmachen. Klar, so mancher Angst-Leidensgenosse hat schon seinen Flug gecancelt, die Angst war zu groß, ist mit dem Auto nach Hause gedüst und dort verunglückt. Weil das Risiko im Straßenverkehr viel viel größer als da oben in der Luft ist.

Auf Seite 46 erklärt die Psychologin vier große Missverständnisse: „Ich bin in Gefahr“ – „Angst ist gefährlich“ – „Wenn ich Angst empfinde, muss da auch was Ängstliches sein“ und „Gegen Angst hilft Kontrolle“.
Ab Seite 50 kommt es zum archaischen Urknall – die Phobien werden behandelt. Spannend, dass sich Phobien zu über 80 Prozent noch vor dem 20. Lebensjahr entwickeln und häufig mehrere Phobien gleichzeitig bestehen.
Da werden typische Phobien einzeln untersucht, die Spinnen Phobie beispielsweise. Hundephobien. Soziale Phobien. Oder Agoraphobie ab Seite 96. Ja, Angoraphobie höre ich zwar nicht zum ersten mal, konnte den Begriff aber nicht zuordnen, obwohl mir Franca`s Erklärung zur Hyperventilation bei jemanden, den ich kenne, bekannt vorkommt. Zu einer Hyperventilation kommt es während einer Angstattacke, es entsteht ein sehr unangenehmes Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Fingern, Gesicht, Lippen und Beinen – wie Ameisen, auch die Hände können sich nach innen verkrampfen. Gruselig. Die Ursache ist leicht erkennbar: Zu schnelles Atmen, das Blut wird basisch. Basisches Blut entzieht Kalzium aus dem Körpergewebe, das brauchen aber die Nervenzellen um stabil zu bleiben, das Fehlen von Kalzium führt dann zum Kribbeln…
Franca behandelt dann noch die sehr häufige Panikstörung und die generalisierte Angststörung auf Seite 124.
Auf Seite 161 ein spannendes Beispiel aus China, die Fingerfalle. Wie man bei Angst in die Falle tappt.
Für mich als Yogalehrer interessant, dass man den Vagusnerv, unseren „Komm-zur-Ruhe-Nerv“ nicht nur mit Atemübungen, Traumreisen, progressiver Muskelentspannung sowie YinYoga aktivieren kann sondern auch mit sehr kaltem Wasser, am besten mit Kohlensäure, Zungenspiele und singen. Wobei das Singen kann unseren Parasympaticus und unsere „Äffchen im Kopf“ schon schön in Richtung Tiefenentspannung führen.

Depression

Depressionen ist die häufigste psychische Störung. Franca erklärt die genetische Grundlage von Depression (Seite 173) mit den vielen Modellen in der Psychologie wie das medizinische Modell (Du bist Chemie und Strom) mit den vielen Schaltkreisen in den neuronalen Netzwerken und auch auf Grundlage einiger Fallbeispiele. Den Einfluss der Hormone auf Depressionen, die „Macht der Umarmung“ am Beispiel der Äffchen ohne Eltern (Tierexperiment) mit ganz vielen Tipps und Tricks, wenn man selbst gefährdet ist oder schon in der Depression (Selbsterkenntnis), auch wenn jemand in der Verwandtschaft depressiv zu sein scheint.

Sucht

Über das Leiden auf leisen Sohlen, die Sucht und die Abhängigkeit aus Alien-Perspektive schreibt die Autorin im letzten Kapitel.
Auf Seite 232 über das Nervengift im Cocktailglas, dem Alkohol und dessen psychische und physische Abhängigkeit. Ja, Alkohol verursacht eine verstärkte Endorphin Ausschüttung, wir werden euphorisch – der Serotoninspiegel steigt, die GABA Rezeptoren werden aktiviert und die Dopamin Wirkung verstärkt. Leider muss man immer mehr trinken, immer mehr, immer mehr. Alkohol ist auch ein Zellgift und verstört unsere grauen Zellen im Oberstübchen. Ja, es wird nur die Alkoholsucht behandelt bis zur Seite 287 – dem Schlusswort.

Mein Fazit zu Franca´s Psychologie Buch

Die drei verbreitetsten psychischen Erkrankungen Angststörungen, Depressionen und Sucht erklärt Franca Cerutti spannend und verständlich. Ihr Schreibstil fühlt sich ähnlich wie ihr Podcast an: Unterhaltsam, auf den Punkt gebracht, etwas frech und alles verständlich und logisch nach den Beispielen aus ihrer Psychologie Praxis. Ein tolles Buch, ich kann es nur empfehlen um uns selbst und die anderen besser zu verstehen. Wir erkennen, dass wir alle verrückt sind. Die anderen mehr, von unserer Warte aus gesehen.

Meine achtsame Buchbewertung
Buchrezension 7 Yogis

Bewertungsyogis
7 Yogis: ausgezeichnetes Buch, echt klasse!
6 Yogis: sehr gutes Buch!
5 Yogis: wirklich gutes Buch!
4 Yogis: lesenswert, muss aber nicht sein!
3 Yogis: durchschnittliches Buch
2 Yogis: leider umsonst gelesen
1 Yogi: furchbares Buch

Weiteres von Franca Cerutti

Psychologie to go! Der Podcast auf Spotify
Praxishomepage (Psychotherapie) von Franca Cerutti
YouTube Videocanal von Franca


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